Wie kann ich als Einzelperson etwas gegen den Klimawandel tun? Bei Diskussionen zu diesem Thema wird in erster Linie die Rolle des eigenen Lebensstils hervorgehoben – Einkauf, Transport und Ernährung. Das ist ein guter Anfang – solche Veränderungen können einen Beitrag leisten. Auf diesem Weg der Veränderung gibt es aber einige Fallen in die Menschen tappen – und dadurch viel weniger bewirken als möglich wäre.
Zum einen wird übersehen, dass verschiedene Lebensstil-Änderungen sich in ihrer Wirksamkeit enorm unterscheiden. Zum anderen wird durch übermäßigen Fokus auf den eigenen Lebensstil übersehen, dass es möglich ist auf anderen Wegen viel mehr zu bewirken.
Warum möchten wir unseren CO2-Ausstoß reduzieren? Die offensichtliche Antwort ist, dass wir unseren Teil dazu beitragen wollen, die Klima-Katastrophe zu verhindern oder abzuschwächen. Daneben gibt es auch noch andere, persönliche Gründe: Es fühlt sich gut an, umweltfreundlich zu leben. Man wird Teil einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten.
Wenn es uns wichtig ist die Klima-Katastrophe zu verhindern, dann macht es einen großen Unterschied ob wir viel oder wenig bewirken. Unsere Zeit, Aufmerksamkeit und Energie sind begrenzt und wir können nicht alles umsetzen. Daher ist es wichtig, Wege zu finden finden die einen großen Effekt haben.
Wenn es uns wirklich um den Effekt geht, dann reicht es nicht aus unserer Intuition zu folgen und unseren Lebensstil in eine Richtung zu verändern die sich für uns gut anfühlt. Wir müssen unsere Entscheidungen hinterfragen und mit der Realität abgleichen.
Problem 1: Große Unterschiede in der Wirksamkeit verschiedener Veränderungen
Das folgende Diagramm zeigt eine Reihe von Veränderungen des eigenen Lebensstils. Die grünen Balken entsprechen einer naiven Rechnung, die schwarzen Balken sind eine Schätzung für die tatsächliche Wirkung – unter den Rahmenbedingungen verschiedener politischen Maßnahmen. Daran erkennen wir z.B. dass ein transatlantischer Flug (hin & zurück) etwa 1,6 Tonnen CO2 ausstößt. LEDs zu kaufen hingegen bringt nur 0,03 Tonnen pro Jahr, Plastiksackerl sehr lange wiederzuverwenden nur 0,01 Tonnen im Jahr.

Fokussieren wir uns darauf, unsere Beleuchtung möglichst energieeffizient zu gestalten, dann verschwenden wir dadurch Zeit, Geld und Energie die wir verwenden könnten um dadurch wirksamere Veränderungen in unserem Leben umzusetzen.
Nicht alles was wir tun muss maximal effektiv sein und es ist völlig in Ordnung, etwas zu tun weil es sich gut anfühlt. Wichtig ist aber, dass wir uns unserer Motivation bewusst sind. Wenn es uns wirklich darum geht unseren Beitrag zu leisten, dann sollten wir die Wege wählen die den größten Nutzen für das Klima haben.
Problem 2: Nicht über den eigenen Lebensstil hinausgehen
“Ich sollte bei mir selber und bei meinem eigenen Lebensstil anfangen” wird oftmals als Grundsatz für klimafreundliches Handeln genommen. Wie wir oben gesehen haben, kann das sinnvoll sein, sofern man an der richtigen Stelle ansetzt. Problematisch wird es aber, wenn wir danach aufhören und uns einreden, wir hätten bereits genug getan.
Warum sollen wir nur unseren eigenen Ausstoß reduzieren? Wäre es nicht sinnvoll, uns zu überlegen wie wir insgesamt noch viel mehr CO2 einsparen können als wir ausstoßen?
Durch eine relativ geringe Spende von z.B. 1 Euro pro Tag an effektiven Klimaschutz-Organisationen ist es möglich, das dreifache seines eigenen Ausstoßes jedes Jahr einzusparen – mindestens 420 Tonnen [1]. Und das ist eine konservative Schätzung, es ist möglich dass wir dadurch mehr als 4000 Tonnen einsparen [2].

Für politische Kampagnenarbeit und Aktivismus ist es viel schwieriger diese Berechnungen anzustellen, aber es ist plausibel dass diese ebenfalls eine sehr große Wirkung haben.
Diese Themen, sowie einige andere Fallstricke und häufige Missverständnisse die bei der Diskussion von persönlichen Klimaschutz-Maßnahmen auftreten, werden hier ausführlich besprochen:
[1] https://founderspledge.com/stories/climate-and-lifestyle-report
weitere Quellen und Diskussion:
[2] https://founderspledge.com/research/fp-climate-change
[3] https://forum.effectivealtruism.org/posts/LtaT28tevyLbDwidb/johannes-ackva-an-update-to-our-thinking-on-climate-change
[4] https://forum.effectivealtruism.org/posts/Y8oEMLL67qjyJiAir/founders-pledge-climate-and-lifestyle-report